Das sagt der Krefelder Personalvermittler zu den neuen Tarifanpassungen
Ob in der Lagerlogistik als Superman hinter der Warenlieferung, ob in der Industrie als Schlosser oder Elektriker oder im Callcenter als gute Supportfee des Unternehmens – deutschlandweit arbeiten rund 750.000 Beschäftigte in der Leiharbeit. Sie alle profitieren ab April von neuen Tarifen. Wie diese Verhandlungen die Konditionen in der Zeitarbeit verbessern, wie sie unsere Arbeit als Personalvermittler in Krefeld aber auch erschweren, erzählt Saskia Sommermann im Interview. Saskia arbeitet seit 2011 in der Zeitarbeitsbranche und ist als Prokuristin bei BS Mönke die rechte Hand des Geschäftsführers.
Saskia, wie funktionieren Tarife in der Zeitarbeit überhaupt? Was wird darüber gesteuert?
Saskia: Tarifverträge in der Zeitarbeit regeln unter anderem die Bezahlung der Mitarbeiter, die Eingruppierung, die Arbeitszeit und die Urlaubsansprüche. In der Zeitarbeit gibt es unterschiedliche Tarifverträge. Wir orientieren uns an der Vorlage des Interessenverbands Deutscher Zeitarbeitsunternehmen, bei dem wir auch Mitglied sind.
Zusätzlich zu den klassischen Verträgen gibt es außerdem brancheneigene Tarifverträge, das betrifft zum Beispiel Mitarbeiter im Metall- und Elektrobereich oder auch in der Branche Papier und Pappe. Hier sind oft Staffelgehälter geregelt: Das heißt, dass festgehalten wurde, dass der Lohn der Mitarbeiter aus der Zeitarbeit nach und nach dem eines klassischen Angestellten angeglichen werden.
Was verändert sich ab dem 1. April 2021 für Mitarbeiter in der Zeitarbeit?
Saskia: Wichtig sind drei Angelpunkte: Mehr Geld, mehr Urlaubstage und höhere Sonderzahlungen.
Konkret bedeutet das, dass der Mindestlohn im Tarif der IGZ für Angestellte in der Zeitarbeit von bisher 10,15 Euro in der Stunde auf 10,45 Euro steigt. Ab April 2022 wird er sogar auf 10,88 Euro erhöht. Auch die Anzahl der Urlaubstage wird angepasst. Zukünftig können Zeitarbeiter mindestens auf 25 Tage zurückgreifen. Zudem werden die Summen für Weihnachts- und Urlaubsgeld erhöht. Je nachdem, wie lange jemand dann im gleichen Unternehmen tätig ist, kann er bis zu 400 Euro an Sonderzahlungen erhalten.
Die Zeitarbeit ist ja immer wieder mit Vorurteilen besetzt. Wer sich auskennt, stellt aber schnell fest, dass die Löhne damit sogar höher sind als in der normalen Wirtschaft.
Saskia: Ja, das stimmt. Schon lange ist die Zeitarbeit in einigen Bereichen sogar attraktiver als die Festanstellung. Der gesetzliche Mindestlohn für eine klassische Anstellung liegt in Deutschland aktuell bei 9,50 Euro und wird ab Mitte des Jahres auf 9,60 Euro steigen. Damit ist ab dem 1. April der Lohn in der Zeitarbeit erstmal um rund 85 Cent in der Stunde höher.
Das summiert sich hoch.
Jeder Zeitarbeitende ist darüber hinaus nach neun Monaten Einsatzzeit beim selben Kunden im EqualPay-Lohnbezug, dann muss er genauso viel verdienen wie ein Normalbeschäftigter. Das Vorurteil, dass die Zeitarbeit schlechter bezahlt ist, stimmt also nicht.
Zeitarbeitskräfte haben gesetzlich grundsätzlich auch einen höheren Urlaubsanspruch. In Deutschland ist gesetzlich vorgeschrieben, dass der klassische Angestellte gerade einmal 20 Tage Urlaub bei einer Fünftagewoche haben muss, in der Zeitarbeit haben wir mit 25 Tagen schon mindestens eine Woche mehr. Das sind gute Gegebenheiten. Denn – auch anders als im klassischen Arbeitsverhältnis – muss bei uns niemand um eine Verbesserung kämpfen. Gehaltserhöhungen sind dank der Tarife immer gesetzlich geregelt und werden einfach so durchgeführt.
Personalvermittler kommen übrigens nicht nur in Arbeitsbereichen zu tragen, in denen der klassische Helferlohn gezahlt wird, sondern wir sind ja auch für Fachkräfte zuständig, die auf dem Markt nur schwer zu finden sind. Da reden wir dann selbstverständlich von ganz anderen Entgeltgruppen als „nur“ dem Mindestlohn.
Mit den Tarifänderungen kommt aber dennoch eine Menge Arbeit auf euch zu. Alle laufenden Arbeitsverträge müssen umgestellt werden und vor allem steht die Kommunikation mit euren Kunden, den Unternehmen, an.
Saskia: Wir sind Tarifveränderungen gewöhnt und erleben diesen Prozess rund ein bis zwei Mal im Jahr. Bereits zwei Monate vor den Umstellungen planen wir Gespräche mit unseren Kunden ein und bereiten uns auf die Abwicklung mit den Zeitarbeitern vor. Dabei sind Tarifverhandlungen für uns immer zweierlei besetzt: Ja, die Freude über die Verbesserung der Mitarbeiter ist da, aber wir geraten darüber auch häufig in einen wirtschaftlichen Konflikt mit unseren Kunden. Steigen die Tarife, ist nämlich nicht gewährleistet, dass die Unternehmen und die nötigen höheren Margen zahlen. Manchmal kommt es vor, dass wir dann für die Verbesserung der Bezahlung der Mitarbeiter in die eigene Tasche greifen müssen.
Saskia, das bedeutete, dass es keine festen Margen gibt, die Unternehmen an euch als Personalvermittler bezahlen?
Saskia: So ist es – Margen werden immer individuell verhandelt, aber das kann eben auch zum Problem werden. Manche Firmen nutzen neue Tarife, um noch einmal den Wettbewerb anzukurbeln. Sie werfen sowas wie „Wir suchen einen Personalvermittler für die Lagerlogistik – wer macht uns den besten Preis?“ in den Raum und versuchen damit zu erreichen, dass sich die Zeitarbeitsfirmen gegenseitig unterbieten. Das bedeutet, dass die Zeitarbeitsfirma zwar am Ende den Mindestlohn an den Mitarbeiter bezahlt, aber die Marge eben kleiner wird. Einige Vermittler machen da mit und es entstehen Dumping-Preise, die unserer Branche schaden. Das ist auch die Stelle, an der immer wieder Vorurteile rund um Personaldienstleister geschaffen werden: Für schlechte Bezahlung bekommt man eben selten gute Mitarbeiter.
Wir bei BS Mönke glauben daran, dass einem Unternehmen ein guter, zuverlässiger Mitarbeiter auch mehr Geld wert sein sollte und gehen dazu ganz klar mit unseren Kunden in den Dialog. Deswegen verstehen wir uns auch als persönlicher Personaldienstleister. Denn am Ende setzen wir uns damit nicht nur für Mitarbeiter in der Zeitarbeit, sondern auch für unsere Branche ein.
Danke für das Gespräch.
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