Personaldienstleister und Weiterbildung – das passt zusammen!
Die Schornsteine qualmen hinter der Uerdinger Rheinpromenade, in Krefeld-Fichtenhain verlassen fast im Stundentakt LKWs mit internationaler Ware den Gewerbepark und im Nordwesten Krefelds ist mit einem internationalen Technologiekonzern mit rund 3000 Mitarbeitenden der zweitgrößte Arbeitgeber in Krefeld angesiedelt. Ja, Krefeld und der Speckgürtel der Seidenstadt stehen heute für Industrie durch und durch. Deswegen wundert es nicht, dass auch die Speditions- und Logistikbranche am Standort boomt. Als Personalvermittler in Krefeld vermitteln wir von BS Mönke jedes Jahr etliche Mitarbeiter an Logistikexperten. Einer, der auf der anderen Seite steht, ist dagegen der Krefeld Ediz Yolcu, der als ehemaliger Zeitarbeiter heute das Logistikunternehmen Rufus Logistik leitet und vor kurzem mit der Bildungsakademie Rufus ein auf Mitarbeiter der Logistikbranche und Berufskraftfahrer spezialisiertes Weiterbildungszentrum in Krefeld eröffnet hat.
BS Mönke und die Bildungsakademie Rufus verbinden zukünftig eine besondere Kooperation. Darüber und über die Entwicklung der Logistikbranche sowie die Schwierigkeit, Berufskraftfahrer zu finden, sprechen Michael Mönke, Geschäftsführer von BS Mönke, und Ediz Yolcu, Geschäftsführer von Rufus Logistik und der Bildungsakademie Rufus, im Interview.
Wir haben hier zwei Spezialisten am Tisch sitzen, die aus zwei unterschiedlichen Perspektiven die Logistikbranche in Krefeld in den letzten Jahren beobachtet haben. Welche Veränderungen und Entwicklungen sind hier maßgeblich?
Michael Mönke: Wir befinden uns in Mitten eines Booms, der fast seinen Höhepunkt erreicht hat – denn höher geht an dieser Stelle fast nicht mehr. Früher haben viele Großunternehmen ihren Logistikbereich selbst bedient, heute gliedern sie diese Aufgaben an Fremdunternehmen aus. Dadurch sind unheimlich viele Logistikdienstleister auf dem Markt entstanden. Früher suchten Unternehmen vereinzelt nach Mitarbeitern in der Logistik, denn die Abteilungen waren innerbetrieblich eben sehr klein. Heute fokussieren sich die Dienstleister ausschließlich auf die Logistik und benötigen gleich ein ganzes Portfolio an Experten. Die Mitarbeitersuche ist dadurch deutlich schwieriger geworden, die Anforderungen aber in der Regel sogar größer.
Ediz Yolcu: Die Ausgliederung der Logistik wird dabei durch drei Fakten begründet.
Erstens: Wir sind heute durch den Online-Handel verwöhnt. Wir möchten schnelle Lieferungen – die können innerbetrieblich oft nicht geleistet werden und dafür bedarf es spezialisierter Experten.
Zweitens: Der Bedarf an Logistik ist durch E-Commerce deutlich gestiegen.
Und Drittens: Oft ist für ein Unternehmen die Ausgliederung der Logistik sogar kostengünstiger. Wenn ein Chemiekonzern zum Beispiel kurzfristig auf Lagerflächen zugreifen muss, aber keine Kapazitäten mehr besitzt, müsste er erst neu bauen. Bis der Neubau fertig ist, kann sich der Bedarf unter Umständen wieder verändert haben und die Räume können nicht genutzt werden. Wenn mit einem Dienstleister zusammengearbeitet wird, hat der Kunde dieses Risiko nicht. Er kann den Umfang der Zusammenarbeit immer wieder aufs Neue bestimmen.
Wie hat sich durch die höhere Nachfrage die Mitarbeitersuche verändert?
Ediz Yolcu: Ich erlebe, dass es einer sehr gute Mitarbeiterführung bedarf. Gute Mitarbeiter im Speditionsbereich sind schwer zu bekommen und gleichzeitig schwer zu behalten, denn viele springen von einem Unternehmen zum nächsten. Wir haben oft schon Probleme in den Bewerbungsprozessen: Vielleicht sind gute Mitarbeiter dabei, aber diese zu finden, ist wirklich schwierig. In den Bewerbungen fehlt oft jegliche Form, manche schicken einfach nur ein Bild von sich bei WhatsApp und glauben, dass wir sie so einstellen. Die meisten unserer Fahrer kommen bei Rufus Logistik tatsächlich über persönliche Kontakte: Sie erreichen uns über Weiterempfehlungen durch andere Fahrer.
Im Bildungsbereich dagegen erlebe ich, dass Bewerber oft nicht auf das Berufsleben vorbereitet werden. Bei uns in der Bildungsakademie sitzen zum Beispiel in der Ausbildung zum Berufskraftfahrer Menschen, die über einen Bildungsgutschein eine Umschulung machen. Diese waren oft jahrelang arbeitslos oder vorher in einem ganz anderen Bereich tätig. Sie benötigen jemanden, der sie nach der Ausbildung an die Hand nimmt, sie wieder ins Berufsleben eingliedert und zeigt, worauf es in einem gesunden Arbeitsverhältnis ankommt.
Michael Mönke: Auch wir erleben, dass viele Quereinsteiger in den Speditions- und Lagerlogistik-Bereich wechseln. Oftmals werden dabei unterschiedliche Qualifikationen vorausgesetzt. Früher hat es gereicht, Waren von A nach B zu tragen, heute aber brauchen die Bewerber ein Verständnis für Technik, denn viele Prozesse sind automatisiert. Auch der Staplerführerschein wird oft vorausgesetzt, denn den benötigt man in Deutschland oft schon, um nur eine Ameise zu bedienen. Als Personalvermittler in Krefeld bieten wir immer mal wieder Bewerbern an, den Staplerschein für sie zu finanzieren, immer aber haben wir die Möglichkeit, an entsprechende Bildungsstätten wie die Bildungsakademie Rufus zu vermitteln.
Fahrer zu finden, ist dagegen auch für uns schwer. Wir stehen bei den Unternehmen, die wir betreuen, mit unserem Wort und legen großen Wert auf Zuverlässigkeit, ein gutes Wertesystem und eine gesunde Arbeitseinstellung. Solche Fahrer zu finden, ist ohne Vitamin-B schon fast unmöglich.
Wie passt eine Kooperation der Bildungsakademie Rufus und von BS Mönke zusammen? Wie profitieren die einzelnen Parteien davon?
Ediz Yolcu: Ich habe vor vielen Jahren selbst den Einstieg in das Berufsleben über eine Zeitarbeitsfirma gemacht und bin damals über den Personalvermittler an einen Job gekommen, den ich niemals ohne die Vermittlung als Vitamin B bekommen hätte. Ich wünsche den Frauen und Männern, die mit ihrer Weiterbildung an der Bildungsakademie Rufus hier im Mies van der Rohe Businesspark einen neuen Arbeitsweg einschlagen, dass ihnen dieser gelingt. Wir können als Bildungsakademie aber die Begleitung in das Berufsleben nicht leisten und hier freue ich mich, dass BS Mönke zukünftig an dieser Stelle ansetzt. Unsere Schüler bekommen dabei unter Hinzuziehung eines Externen noch einmal einen ganz anderen Blick auf den Arbeitsmarkt und eine ganz andere Begleitung.
Michael Mönke: Wir profitieren dabei von den Erfahrungen, die die Dozenten mit den potenziellen Bewerbern bereits gesammelt haben. Wir wissen, ob diese zuverlässig sind, wie sie ticken und auch, wie sie sich engagieren und können dadurch für unsere Unternehmen auf einen besonderen Pool möglicher Arbeitnehmer zurückgreifen. Gleichzeitig haben wir einen Partner für unsere Weiterbildungen. Auch hier haben wir immer wieder erlebt, dass sich Ausbildungen unterscheiden. Für mich ist es, sowohl im Verantwortungsbewusstsein für die von uns betreuten Unternehmen als auch für die von uns betreuten Bewerbern, wichtig, dass eine Ausbildung gut ist und der Bildungsträger ähnliche Werte vermittelt. Das kann ich mit dieser Kooperation versichern.
Herzlichen Dank für das Gespräch.